24-Stunden-Pflege im Vergleich: Deutschland und Österreich

Unterschiede und Gemeinsamkeiten in der 24-Stunden-Pflege zwischen Deutschland und Österreich
Inhalt dieses Beitrags

Die 24-Stunden-Pflege hat sich in den letzten Jahren sowohl in Deutschland als auch in Österreich zu einer wichtigen Säule der häuslichen Betreuung entwickelt. Bei Pflege Panorama beobachten wir täglich, wie Familien nach Lösungen suchen, um ihre Angehörigen bestmöglich zu versorgen. Dabei stellen wir oft fest, dass viele nicht wissen, wie sich die Systeme in beiden Ländern unterscheiden. Lassen Sie uns gemeinsam einen detaillierten Blick auf die 24-Stunden-Pflege in Deutschland vs. Österreich werfen.

Aspekt Deutschland Österreich
Rechtliche Grundlage Arbeitnehmerentsendung oder Selbstständigkeit Hausbetreuungsgesetz
Durchschnittliche Kosten 2.500 - 3.500 € pro Monat 2.000 - 3.000 € pro Monat
Qualifikationsanforderungen Keine einheitlichen Standards Theoretische Ausbildung (200 Stunden) oder 6 Monate Praxis
Hauptherkunftsländer der Pflegekräfte Polen, Rumänien, Bulgarien Slowakei, Rumänien, Ungarn

Einführung in die häusliche Betreuung

Die Rund-um-die-Uhr-Betreuung gewinnt in beiden Ländern zunehmend an Bedeutung. In Deutschland leben etwa 4,1 Millionen Pflegebedürftige, von denen rund 80% zu Hause versorgt werden. In Österreich sind es etwa 460.000 Pflegebedürftige, wobei auch hier der Trend zur häuslichen Pflege geht.

Der demografische Wandel und der Wunsch vieler Menschen, im Alter in den eigenen vier Wänden zu bleiben, treiben die Nachfrage nach 24-Stunden-Betreuung in beiden Ländern voran. Doch wie unterscheiden sich die Systeme?

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Rechtliche Rahmenbedingungen

In Österreich bildet das Hausbetreuungsgesetz von 2007 die rechtliche Grundlage für die 24-Stunden-Pflege. Es regelt klar die Rechte und Pflichten von Betreuungskräften und Pflegebedürftigen.

In Deutschland hingegen gibt es kein spezifisches Gesetz für die 24-Stunden-Betreuung. Hier basiert das System hauptsächlich auf der Arbeitnehmerentsendung oder der Selbstständigkeit der Pflegekräfte. Dies führt oft zu rechtlichen Grauzonen und Unsicherheiten.

Der Hauptunterschied liegt in der Klarheit der Regelungen: Während in Österreich ein eindeutiger rechtlicher Rahmen existiert, ist die Situation in Deutschland komplexer und weniger transparent.

Kosten und Finanzierung

Die Kosten für eine 24-Stunden-Betreuung variieren in beiden Ländern:

  • In Deutschland liegen die monatlichen Kosten durchschnittlich zwischen 2.500 und 3.500 Euro.
  • In Österreich bewegen sich die Kosten meist zwischen 2.000 und 3.000 Euro pro Monat.

Bei der Finanzierung gibt es ebenfalls Unterschiede:

In Deutschland können Pflegebedürftige Leistungen aus der Pflegeversicherung in Anspruch nehmen, die je nach Pflegegrad zwischen 724 und 2.005 Euro monatlich betragen. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, Pflegegeld zu beantragen.

Österreich bietet eine spezielle Förderung für die 24-Stunden-Betreuung an. Pflegebedürftige können bis zu 550 Euro monatlich erhalten, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. Zudem gibt es das Pflegegeld, das in sieben Stufen von 165,40 bis 1.776,50 Euro reicht.

Arbeitszeiten und Bereitschaftsdienste

Die Regelung der Arbeitszeiten stellt in beiden Ländern eine Herausforderung dar:

In Österreich sieht das Hausbetreuungsgesetz vor, dass Betreuungskräfte maximal 14 Tage am Stück arbeiten dürfen, gefolgt von einer ebenso langen Pause. Die tägliche Arbeitszeit ist auf maximal 10 Stunden begrenzt.

In Deutschland ist die Situation komplizierter. Ein Urteil des Bundesarbeitsgerichts von 2021 hat festgelegt, dass auch Bereitschaftszeiten als Arbeitszeit gelten müssen. Dies stellt viele Anbieter vor große Herausforderungen und könnte zu steigenden Kosten führen.

 

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Qualifikation und Herkunft der Pflegekräfte

Die meisten Betreuungskräfte in der 24-Stunden-Pflege kommen in beiden Ländern aus Osteuropa. In Deutschland sind es vorwiegend Personen aus Polen, Rumänien und Bulgarien, während in Österreich viele Kräfte aus der Slowakei, Rumänien und Ungarn stammen.

Bei den Qualifikationsanforderungen zeigen sich deutliche Unterschiede:

  • In Österreich müssen Betreuungskräfte entweder eine theoretische Ausbildung von 200 Stunden nachweisen oder eine sechsmonatige praktische Erfahrung in der Pflege haben.
  • In Deutschland gibt es keine einheitlichen Standards. Oft reichen Grundkenntnisse in der Pflege und der deutschen Sprache aus.

Diese Unterschiede können sich auf die Qualität der Betreuung auswirken und sollten bei der Wahl einer Betreuungskraft berücksichtigt werden.

Leistungsumfang der 24-Stunden-Betreuung

Der Leistungsumfang der 24-Stunden-Betreuung ist in beiden Ländern ähnlich und umfasst typischerweise:

  • Hilfe bei der Körperpflege
  • Unterstützung im Haushalt
  • Zubereitung von Mahlzeiten
  • Begleitung bei Aktivitäten und Arztbesuchen
  • Gesellschaft und emotionale Unterstützung

In Österreich sind die Aufgaben durch das Hausbetreuungsgesetz klar definiert, während in Deutschland die genauen Tätigkeiten oft individuell vereinbart werden.

Qualitätssicherung in der häuslichen Pflege

Die Qualitätssicherung ist ein wichtiger Aspekt, bei dem sich die Länder unterscheiden:

In Österreich gibt es regelmäßige Hausbesuche durch diplomierte Pflegekräfte, die die Qualität der Betreuung überprüfen. Zudem müssen Vermittlungsagenturen bestimmte Qualitätsstandards erfüllen.

In Deutschland fehlt ein einheitliches Kontrollsystem. Die Qualitätssicherung liegt hauptsächlich in der Verantwortung der Vermittlungsagenturen und der Familien selbst. Der Medizinische Dienst der Krankenversicherung (MDK) führt zwar Kontrollen durch, diese konzentrieren sich aber primär auf die Einstufung des Pflegegrades.

 

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Vermittlungsagenturen und ihre Rolle

Vermittlungsagenturen spielen in beiden Ländern eine zentrale Rolle:

In Österreich müssen Agenturen eine Gewerbeberechtigung nachweisen und unterliegen strengeren Regulierungen. Sie sind oft für die gesamte Organisation der Betreuung verantwortlich.

In Deutschland ist der Markt weniger reguliert. Agenturen übernehmen häufig nur die Vermittlung, während die rechtliche Verantwortung bei den Familien oder den Betreuungskräften liegt.

Herausforderungen und Zukunftsperspektiven

Beide Länder stehen vor ähnlichen Herausforderungen:

  1. Fachkräftemangel: Die steigende Nachfrage nach Pflegekräften übersteigt das Angebot.
  2. Rechtliche Unsicherheiten: Besonders in Deutschland besteht Bedarf an klareren gesetzlichen Regelungen.
  3. Qualitätssicherung: Die Gewährleistung einer hochwertigen Betreuung bleibt eine Herausforderung.
  4. Finanzierung: Die steigenden Kosten belasten viele Familien.

Für die Zukunft zeichnen sich folgende Trends ab:

  • Verstärkte Digitalisierung in der Pflege
  • Mögliche Anpassungen der rechtlichen Rahmenbedingungen, besonders in Deutschland
  • Intensivere Qualitätskontrollen und Standardisierung der Ausbildung

Fazit: 24-Stunden-Pflege in Deutschland und Österreich

Die 24-Stunden-Pflege bietet in beiden Ländern eine wertvolle Alternative zur stationären Versorgung. Während Österreich mit seinem Hausbetreuungsgesetz einen klareren rechtlichen Rahmen und oft günstigere Konditionen bietet, punktet Deutschland mit einer flexibleren Gestaltung der Betreuung.

Für Pflegebedürftige und ihre Angehörigen ist es wichtig, die Unterschiede zu kennen und sorgfältig abzuwägen, welches System für ihre individuellen Bedürfnisse am besten geeignet ist. Bei Pflege Panorama stehen wir Ihnen gerne beratend zur Seite, um die optimale Lösung für Ihre Situation zu finden.

Unabhängig vom gewählten Land bleibt die 24-Stunden-Betreuung eine herausfordernde, aber oft lohnende Option, um Pflegebedürftigen ein würdevolles Leben in ihrer gewohnten Umgebung zu ermöglichen.

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Die wichtigsten Fragen

Ist die 24-Stunden-Pflege in Deutschland legal?

Ja, sie ist legal, wenn die arbeitsrechtlichen und sozialversicherungsrechtlichen Bestimmungen eingehalten werden. Es gibt jedoch rechtliche Grauzonen, die beachtet werden müssen.

Gibt es in Österreich finanzielle Unterstützung für die 24-Stunden-Pflege?

Ja, es gibt eine spezielle Förderung von bis zu 550 Euro monatlich sowie das Pflegegeld, das je nach Pflegestufe bis zu 1.776,50 Euro betragen kann.

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Jan Berning
Hallo liebe Leser und Leserinnen, mein Name ist Jan und ich gehöre zum Team Pflege Panorama. In meinen Ratgeber-Artikeln teile ich gerne mein Wissen, um Ihnen umfassende Informationen über die häusliche Betreuung zu bieten.
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